Das Wasser sprach zum Eise (Die Abtrünnigen)

Fallersleben » Politische Gedichte » ( 12. 12. 1842)

Das Wasser sprach zum Eise: „Kind,
so bleib doch nicht so stehn!
Der Weg ist weit, die Zeit verrinnt,
wir müssen weiter gehn“

„Leb wohl, ich kehre nicht zurück
Leb wohl! Ich bleibe hier:
Beschert ward mir ein höhres Glück,
jetzt bin ich mehr als ihr.“

„Komm aus dem Himmel doch geschwind!“
Sprach´s Wasser zu dem Schnee.
„Der Weg ist weit, die Zeit verrinnt,
wir müssen in die See.“

„Leb wohl und grüß das Vaterland!
Ich gehe nicht mit dir:
Jetzt hab ich einen höhern Stand,
jetzt bin ich mehr als ihr.“

So bliebt ihr Freund´ uns auch zurück
weil Stillstand euch gefiel
Ich suchtet euch ein andres Glück
ein andres Lebensziel

Einst gingen wir wohl Hand in Hand
die Mutter rief so laut-
Die Mutter war das Vaterland
Die Freiheit unsere Braut

Ihr, die ihr Eis und Schnee jetzt seid
und dünkt euch mehr als wir
O wartet nur, es kommt die Zeit
und – Wasser seid auch ihr