1840 – Unpolitische Lieder I

Fallersleben » Biographie » ( 10. 01. 1840)

In den kommenden Jahren wird Hoffmann neben Georg Herwegh zur meistgehörten Dichterstimme im Land, Seine „Unpolischen Lieder“ und Herweghs „Gedichte eines Lebendingen, die 1840 beide erscheinen, erreichen eine für die damalige Zeit sehr hohe Auflage von jeweils etwa 15.000 – 20.000 Exemplaren. (Normalerweise lag die damalige Auflage von Lyrikbänden, genauso wie heute, bei etwa 1000 Exemplaren)

Die einfache Form der Gedichte, denen Hoffmann von Fallersleben meist eine bekannte Melodie hinzufügt, sorgen für eine rasche Verbreitung von Mund zu Mund, so daß sich über die tatsächliche Verbreitung nur spekulieren läßt. Die Reaktion der Staatsorgane zeigt aber, daß man dort die Gefahr als nicht gering einschätzte. Weitere politische Dichter jener Jahre waren Ferdinand Freiligrath, Georg Weerth, Adolf Glaßbrenner, Wilhelm Weitling, Nikolaus Lenau, Robert Prutz, Franz Dingelstedt und Friedrich Sallet. Laut Ingrid Heinrich – Jost hatte Hoffmann hier bereits mit Zensur zu kämpfen. Die diesjährige Schillerfestrede darf nicht gedruckt werden.

„Die ersten vier Wochen im neuen Jahre war ich krank und mußte zu Hause bleiben. Trotzdem war ich geistig rege und fleißig, ich wurde nicht zerstreut und gestört und konnte jeden politischen Gedanken mit Lust und Muße poetisch behandeln.. Ich dichtete fast täglich und gab jedes neue Gedicht den Freunden und Bekannten zum Besten, wenn sie mich dann und wann besuchten. Zollten sie mir dann ihren Beifall und ich bemerkte: „das werde ich drucken lassen!“, so wurden sie ängstlich und meinten, daß sei doch mißlich. Ich aber ließ mich nicht irre machen und vielleicht war es gerade ihre Bedenklichkeit, die mich zu einem neuen Liede trieb.

Unterdessen las ich fleißig allerlei geschichtliche, politische, sogar statistische Schriften, um klar zu werden über unsere Zustände, wie sie waren, sind, sein sollten und könnten. So erhielt ich Stoff und Anregung.(…) Je größer meine Teilnahme wurde an der Kenntnis der deutschen Zustände der Vergangenheit und Gegenwart, um so größer ward mein Drang, mich poetisch darüber auszusprechen. Als ich einmal in die richtige Stimmung darüber hineingeraten war und den Ton gefunden hatte, der mir wirkungsvoll schien, da kamen die Lieder wie gerufen, Sie hatten sich bald so gemehrt, daß sie als Buch erscheinen konnten.“
Hoffmann beginnt seine Texte zu ordnen und zu sichten. Am 16. März 1840 schreibt er an Hoffmann & Campe in Hamburg, den gleichen Verlag, der auch schon Heines „Buch der Lieder“ veröffentlicht hat. Während er auf eine Antwort wartet, dichtet er unermüdlich weiter. Von diesen Gedichten finden nur noch wenige die Aufnahme in die zweite Auflage des ersten Teils der Unpolitischer Lieder, die nötig wird, weil die Zensoren Gedichte streichen. Die Besten hebt Hoffmann sich für den Zweiten Teil auf, der um einiges schärfer werden wird.

Während Hoffmann unermüdlich weiter dichtet, seine Waffe, das freie Wort, weiter schärft, verhandelt er gleichzeitig mit Hoffmann & Campe in Hamburg. Es geht um Fragen des Honorars und um Fragen der Zensur.