Herr Pfarr noch Eines tut mich quälen

Fallersleben » Gott und Teufel » ( 17. 11. 1843)

Herr Pfarr, noch Eines tut mich quälen
und quälet mich in einem fort;
doch nein – ich kann´s euch nicht erzählen
zwar ist es nur ein einzig Wort.

Ich ging in eine Schenke neulich,
da hört ich – nein, ich sag es nicht:
es klingt so greulich, so abscheulich,
wenn man das Wort nur leise spricht.

Von einem König so zu sprechen !
Wie man es unverhohlen tat:
Das ist ein Majestätsverbrechen,
fürwahr, das ist ein Hochverrat.

Ich wollt, ich wäre nie geboren,
dann hätt ich nie gehört das Wort
Ich bring es gar nicht aus den Ohren,
es klingt noch schrecklicher als Mord.

Es bringt mir große Qual und Schmerzen
und macht das Leben mir verhaßt;
ich trag es jetzt auf meinem Herzen,
ich trag‘ s als eigene Sündenlast.

Herr Pfarr, ich kann es euch nicht sagen,
es ist ein gar zu groß Vergehen.
ich will es Gott im Himmel klagen
und täglich ihn um Gnade flehen. –

„Was war es denn, was du vernommen ?
Sag´s ! Groß ist Gottes Gnad´ und Huld
Nie kannst du in den Himmel kommen,
wenn du nicht beichtest deine Schuld.“

Wie mußt ich an den Ort doch kommen
o Gott, wie kam ich doch dahin
Ich wollt, ich hätt‘ es nie vernommen,
so wäre rein mein Herz und Sinn.

So höret denn mein groß Verbrechen –
ich sag es nur mit Weh und Ach –
Herr Pfarr, ich hörte jemand sprechen:
Dem König Schach ! Dem – König – Schach !

Text: Hoffmann von Fallersleben , etwa 1843 –
Beichte eines Hoflakaien
Melodie: Wer wollte sich mit Grillen plagen